Bienenlogo Les Camus

Einige Erinnerungen an Georges

Georges

Ich kann es kaum fassen dass wir von Georges Abschied nehmen müssen. Immer wieder hat er den Schicksalsschlägen getrotzt. Er war ein richtiges Stehaufmännchen. Seine Krankheiten hat er trotz fast ständigen Schmerzen geduldig ertragen. Die Diabetes und die Leukämie schienen unter Kontrolle, doch die Lungenfibrose und die damit verbundenen Atemprobleme haben ihm immer mehr und mehr zu schaffen gemacht. Er musste aufgeben. Er ruft allen Raucher zu – Hört mit Rauchen auf!!!!, obschon bei ihm das Rauchen wohl eine kleinere Rolle gespielt hat, hatte er doch schon vor 40 Jahren damit aufgehört.

Vor nur einem Monat war ich in Frankreich und habe ein paar Wochen mit Mum und Georges verbracht. Georges und Mum haben hier mit viel Arbeit und Liebe das Haus und den Hof in Chapelle Voland umgebaut. Ich kann mich noch gut daran erinnern als sich das Haus das erste Mal wie ein Heim anfühlte. Mum hat mich in Basel abgeholt und wir fuhren im dunkeln Winter zum Haus. Die Sternlampe hing im Nussbaum und wirkte so einladend und heimelig. Um das ganze Haus war ein Kiesweg und ein Weg führte uns unter der Pergola zum Haus, wo Georges uns erwartete. Georges hatte immer große Pläne! Auch im Haus hatte sich viel verändert. Georges hatte die Küche umgebaut und einige Möbel vom Chalet meiner Grosseltern in Lenzerheide eingebaut. Es war so wohlig und gemütlich!

Ich besuchte die beiden meist im Winter an Weihnachten, doch schon letztes Jahr habe ich im Frühling zum 80. Gebrutstag von Mum einen Monat in Chapelle Voland verbracht, was so schön war, dass ich dieses Jahr kurzfristig einen Flug buchte.

Die Tage in Chapelle Voland waren ausgefüllt. Nach einem langen und nassen Winter war es endlich wärmer, so gab es unendlich viele Arbeiten ums Haus. Die Tage wurden länger und die Vögel begannen laut zu singen, am intensivsten schon früh morgens in der Dämmerung, so war ich meist schon sehr früh wach.

Georges hatte sich auch dieses Jahr viele Ziele gesetzt und war daran das Wohnzimmer zu renovieren. Mit Hilfe von Christian, einem Workaway, hat er die Wände verputzt und hat alles für die nächsten Umbauphasen vorbereitet. Er hat sich so sehr auf das Wohzimmer gefreut und hat es fest geplant alles etwas langsamer zu nehmen, was ich mir noch immer nur schwer vorstellen konnte.

Georges Christian und Helen

Die beiden sind nämlich richtige Abenteurer. Sie konnten nicht einfach rumsitzen, nein sie versuchten, sich zusammen noch ein paar grosse Träume zu erfüllen.

Chapelle Voland

Zuerst kam das Abenteuer mit den Bienen. Mit viel Elan gingen die beiden dran. Wir genießen noch jetzt ihren ausgezeichneten Honig. Sie hatten eine Wanderimkerei und stellten die Bienenkaesten in die verschiedenen Blumenfelder und Gegenden. Dies toent nun alles so romantisch, doch ist es eine Riesenarbeit. Gleichzeitig war Georges der Mann, der manche in der Gegend von ungewollten wilden Nestern befreite. Mutig stieg er im weißen Gewand auf Leitern und holte die wilden Schwärme runter. Und Mum war ihm dabei immer zur Seite.

Wanderimkerei

Georges hat sich auch für Helen’s Hobby interessiert – Drehorgelspielen. So waren sie zusammen an mehreren Drehorgeltreffen, u.a. in Dijon, Les Gets, Visp. Zweimal sogar an einem Treffen in Keszthely/Ungarn. Super haben die beiden ausgesehen, nicht wahr!

Nach den Bienen kam das nächste Abenteuer mit den Vögeln, für die Georges auch schon immer eine große Leidenschaft hatte. Mit viel Geduld bauten die beiden alles auf. Ich hatte Bedenken, da es so groß war, doch begriff ich die Faszination, nachdem ich mehrere Male einige Zeit mit Ihnen verbrachte.

Meine liebsten Vögel sind die beiden Hawaiigänse. Letztes Jahr war eine sogar auf dem Familienfoto mit dabei!

Weihnachtsbild mit Gans

Wir wurden gute Freunde und noch nach Monaten haben sie mich wieder erkannt. Sobald ich in den Garten ging kam die Gans manchmal von weit her freudig auf mich zu.

Familie der Gans

Und dann waren auch die Highland Kühe!

Highlands

Ich hatte mit den Kühen verschiedene Erlebnisse. Im letzten Frühling war ich bei der Geburt von Milou da. Als er noch klein war wollte er nicht trinken. Georges erkannte das Problem und erklärte und dass wir die Kuh und das Kalb zum Stall bringen müssten, ein kleines Problem mit diesen eigenwilligen Tieren. Wir versuchten es auf verschiedene Wege. Wir brachten es fertig, die Tiere in den Schatten zu schaffen und auch dazu zu bringen etwas zu trinken, doch mussten sie trotzdem noch zum Stall hinauf. Und plötzlich gab es einen Plan, doch dies müsst ihr euch nun vorstellen. Ich kam raus und Georges sass auf dem Traktor und fuhr im Volltempo die Weide rauf. Hinten drauf Mum mit dem kleinen Kalb zwischen ihren Beinen, und hinter den beiden der Stier! Ich war sprachlos!

Rote Kuh und Milou

Georges und Mum nach viel Arbeit

Ich hatte vor diesen schönen stolzen Tieren Respekt. Ich kannte sie natürlich auch nicht so gut wie sie beide. Die spürten das schnell. An einem Morgen ging ich sie füttern als ich plötzlich sah wie der Stier in vollem Gallop auf mich zukam. Es war sein Lieblingsessen. Mit Schreck flog der Kessel auf den Boden und ich rannte weg. Später am Tag habe ich erneut einen Anlauf gemacht. Ich stellte den Kessel auf meinen Kopf und war erfreut, dass alles ruhig blieb. Die Kühe erkannten ihr Lieblingsessen nicht, so konnte ich über die ganze Weide zu ihrem Trog gehen. Doch jetzt musste ich den Kessel ausleeren. Die Kühe schauten mir aus der Ferne zu und sobald ich den Kessel runternahm war es klar. In Kürze waren sie wieder bei mir. Die großen Hörner sind so beeindruckend, so sah ich mich schon aufgespießt. Georges hat nur geschmunzelt und sagte mir, man müsse ihnen schon zeigen, dass man keine Angst hat. Ha, enfacher gesagt als getan!

Uebrigens hat gerade gestern, 14.6.17 wieder Zuwachs gegeben bei den Highlandern. Ein junger Stier kam zu Welt, ein Prachtskerl, wenigsten 50kg schwer..

imponierend diese Hoerner

Mit dem Frühling kommt natürlich auch die Brutzeit. Jeden Tag sind verschiedene Vögel geschlüpft, für die gesorgt werden musste. Die beiden haben dies mit viel Liebe getan.

Little bird

Another little bird

Manchmal haben sie auch ein paar Eier für Bekannte ausgebrütet.

Das Problem fing dann erst an wenn die Pflegemutter das kleine zu sehr liebte. So mussten wir letztes Jahr ein paar Jungtiere wieder “ausleihen” bis die Pflegemutter sich daran grwöhnte. Nach tagelangen Schreien war die Mutter endlich wieder glücklich.

Nonette Gans ist wieder gluecklich

Dann brachten sie die Tiere auf den Markt, was auch immer ein Ereignis war.

Mum auf dem Markt

Georges und Mum bereiten die Tiere fuer den Markt

Georges mit der Gans

Wir brauchen alle unser Essen, und so ist es auch mit den Tieren!!! Das war immer eine meiner Arbeiten. Ich habe oft stundenlang Brot geschnitten.

Brotschneidemaschine

So viel haben wir geschnitten...

Während meiner letzten Woche haben wir mehrere Abende Karten gespielt und geredet. Es waren lustige und gemütliche Abende,  so schoen diese Zeit miteinander zu verbringen, und nichts liess mich erahnen, dass ich das nie mehr machen darf. Wir haben dabei über unser nächstes gemeinsames Abenteuer geredet, wir wollten zusammen zum Grand Canyon gehen. Georges hatte schon manchen angeschaut und freute sich so sehr darauf, es endlich in Wirklichkeit zu sehen. Ich bin so traurig dass wir dies nicht mehr zusammen erleben dürfen.

Georges, du warst jemand ganz Besonderer und wir haben dich sehr gerne gemocht und lieb gewonnen. Wir werden dich sehr vermissen!